30. Juni 2014 – In sattem Violett schimmern die kleinen Blüten der Veilchen in der Sonne und sind damit Blickfang in jedem Garten. Doch die anmutige Pflanze ist nicht nur hübsch anzusehen, sie ist zudem überaus schmackhaft. Längst haben das experimentierfreudige Köche erkannt: Wildblumen gehören nicht mehr ausschließlich als schöne Deko in eine Vase. Holunder, Rosen und Gänseblümchen machen auch auf Kuchen, Fleisch- und Kartoffelgerichten eine gute Figur.
Ein Erlebnis für alle Sinne bietet sich dem Feinschmecker beispielsweise beim Genuss des Veilchenkranzes. Ungewöhnlich zwar, von Gourmets aber zunehmend geschätzt, sind Duftgeranien: Mit ihnen lassen sich Marmelade, Pudding oder Tee veredeln. Auch Rosen sind mittlerweile nicht mehr nur bei Verliebten erste Wahl; ihre Essenzen haben kräftig Einzug in die orientalische Küche gehalten und verleihen dort Süßspeisen das gewisse Extra.
Nur wenige wissen, dass Wildblumen lecker und dabei sogar gesundheitsfördernd sind, also buchstäblich heilende Kräfte besitzen: Rosen wirken beruhigend und entzündungshemmend. Veilchen helfen bei Beschwerden der Atemwege, bei Erkältungen und gereizten Magenschleimhäuten, enthalten dabei viele Vitamine und Mineralien.
„Einkaufen“ auf Feld und Wiese
Als besonders reizvoll ist für die Liebhaber der Wildblumenküche der angenehme und durchaus kontoschonende Nebeneffekt, dass sie die Zutaten für ihre Gerichte nicht im Supermarkt kaufen, sondern überall im Grünen finden können: Sowohl auf Feld, Wald und Flur als auch ganz einfach direkt vor der eigenen Haustür warten die zahlreichen Ingredenzien darauf, gepflückt zu werden, schwärmen Fans wie Annette Kretzschmar. Die Autorin des Buchs „Meine wilde Küche: Die besten Rezepte mit Wildblumen und -früchten“, Thorbecke Verlag, lässt sich schon seit Jahrzehnten von den duftend-bunten Köstlichkeiten aus der Natur inspirieren. „Oft entstehen besonders leckere Gaumenfreuden, wenn ich nach Herzenslust aus den vielen Delikatessen etwas zubereite und auf den Tisch bringe, die ich gerade beim Spazierengehen gefunden habe“, weiß sie aus Erfahrung. Im Laufe der Zeit hat sie die geschmacklichen und auch optischen Reize der Wildblumen und -kräuter so zu schätzen gelernt, dass viele ihrer bevorzugten Wildpflanzen sogar einen festen Platz in ihrem kleinen Garten hinter dem Haus bekommen haben.
„Dabei hat jede Jahreszeit ihren ganz besonderen Reiz. Denn manches Kraut kann man nur in einem sehr engen Zeitfenster ernten und genießen. Bereits im Januar freue ich mich auf die ersten grünen Blättchen, die das Scharbockskraut bald hervorbringen wird, wenn fast alle anderen Pflanzen noch grau und kahl auf wärmere Zeiten warten“, sagt die Expertin. Das ist der ideale Moment, ihren raffinierten Käsekuchen mit Scharbockskraut und Zitrusfrüchten zu backen.
Zu Risiken und Nebenwirkungen…
Doch Vorsicht! Nicht alles, was blüht, ist auch tatsächlich essbar. Der vermeintlich harmlose Fingerhut zum Beispiel ist hochgradig giftig. Gut, wer da genau weiß, was er pflanzen, ernten und sorglos essen kann. Ein Kompendium wie das von Annette Kretzschmar hilft dabei sehr – und ist natürlich besser als später eine Packungsbeilage zu lesen oder seinen Arzt oder Apotheker zu fragen…