30. Oktober 2024 – Wer das „Sigmund Freud Museum“ in London betritt, nimmt augenblicklich diese greifbare, dichte Atmosphäre wahr, die regelrecht unter die Haut geht. Sehr schnell wird dem Besucher bewusst, dass dieses Gebäude weitaus mehr bietet als einen faszinierenden Einblick in das Leben und Werk des Mannes, der als Vater der Psychoanalyse gilt. Denn Freud lebt hier auf gewisse Weise immer noch! Seine Aura ist in jedem Winkel des Hauses zu spüren. Sie atmet sozusagen den Geist der Historie.
Die berühmteste Couch der Welt
Das liegt unter anderem daran, dass die Einrichtung des Hauses so weit wie möglich im Originalzustand belassen worden ist. Die Möbel, die Kunstwerke, Freuds Sammelwut von Antiquitäten offerieren einen authentischen Blick auf die Persönlichkeit des Wissenschaftlers. Sie erklären ihn sozusagen. Insbesondere das Erdgeschoss, in dem sich Freud vorwiegend aufhielt, berührt, da eine fast ehrfürchtige Ruhe zu spüren ist. Mehr noch: Das Zimmer strahlt eine fühlbare Imposanz aus – so als ob es noch immer von den Ideen und Gedanken durchdrungen wäre, die das Genie dort entwickelt hat.
Ein Höhepunkt ist hier zweifellos die legendäre Couch, auf der Freuds Patienten während der Therapie lagen. Das Sofa mit seinen orientalischen Teppichen und großflächigen Kissen beeindruckt – spätestens sobald man sich bewusst gemacht hat, das an dieser Stelle Geschichte geschrieben worden ist. Sein Arbeitszimmer lädt zum langen Verweilen ein, schon weil dort eine Vielzahl an Büchern, Kunstgegenständen und Artefakten zu bewundern ist, die Freud aus verschiedensten Kulturen und Epochen wie Schätze um sich herum aufbaute. Sie dienten ihm als Inspirationsquelle und spielten eine wichtige Rolle für seine Arbeit. Schließlich sah er viele Parallelen zwischen Kunst und dem Unbewussten.
Grüne Oase des Glücks
Ein weiteres Highlight: der Garten, einst ein Rückzugsort für Freud und seine Tochter Anna. Friedvoll und scheinbar vollkommen vom Rest der Welt abgeschnitten wie eine kleine Oase des Glücks mutet er an. Er erinnert an die langen Gespräche, die die beiden in trauter Zweisamkeit hier führten. Anna Freud, die als Pionierin der Kinderpsychoanalyse in die Fußstapfen ihres Vaters trat, hatte sich von ihrem berühmten Vater während der gemeinsamen Stunden im Grün oftmals beraten und inspirieren lassen. Sie lebte noch viele Jahre nach seinem Tod in diesem Haus und verwaltete das Erbe der Familie.
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