11. November 2014 – Speisekarte? Welche Speisekarte? Wer im Bonner Restaurant „Karawane“ speist, braucht sowas nicht. Hier geht Probieren über Studieren. Und das geht so: Die Gäste bekommen einen Teller mit neun orientalischen Häppchen. Was davon mundet, wird nach dem All-you-can-eat-Prinzip bestellt – so oft und so lange, bis nichts mehr geht, zum Pauschalpreis. Gut und gerne drei Stunden ist der durchschnittliche Gast daher auch im Lokal. Ohne Reservieren geht schon deshalb hier rein gar nichts.
Ein Vorspeisenteller als Tor zu einer kulinarischen Rundreise durch den Orient: eine einfache und zugleich geniale Idee, die es in dieser Form wohl auch nirgendwo anders im deutschsprachigen Raum gibt, bekräftigt Inhaber Dr. Karlheinz Schonauer. Im Wochenrhythmus wird die Einstiegsauswahl neu zusammengestellt. Türkisch, kurdisch, syrisch und kurdisch, libanesisch, marokkanisch, tunesisch, algerisch und ägyptisch, jordanisch, arabisch, irakisch, iranisch, israelisch oder auch jemenitisch: Die Auswahl ist fast grenzenlos.
1001 Nacht für Gourmets
„Was uns von anderen orientalischen Restaurants unterscheidet, ist die Möglichkeit, sich wirklich durchzuprobieren, ohne das Risiko eingehen zu müssen, etwas überhaupt nicht zu mögen“, erläutert Schonauer. Ein Konzept, an das bei der Eröffnung vor 14 Jahren niemand so recht glauben wollte. Der Erfolg aber gibt dem zuvor gastronomisch völlig unbefleckten Politologen Recht. „Die Menschen haben eine ganz natürliche Hemmschwelle, wenn es um neues, für sie unbekanntes Essen geht. Und die nehmen wir ihnen hier“, sagt der „Karawane“-Chef. So trauen sich die Gäste dann auch an Kompositionen, die sie sonst auf der Speisekarte vielleicht links liegen gelassen hätten: zum Beispiel iranische Lahma bil Karaz (Fleischbällchen mit Zimt und Kirschen) oder kurdische Sicak Hummus (Gratin von Kichererbsen mit Schafskäse überbacken), um nur zwei der rund 200 Gerichte zu nennen, die der bekennende Nicht-Koch Schonauer von seinem orientalischen Küchenpersonal zaubern lässt.