2. Dezember 2021 – Haben Sie schon einmal etwas von Michel Couvreur und dessen Felsenkeller im Burgund gehört? Nein? Na, dann aufgepasst! Der Wein- und Spirituosenhändler Michel Couvreur war gebürtiger Belgier und musste erst einige Etappen in seinem Geschäftsleben hinter sich bringen, bevor es ihn in den 1980er Jahren an seine prägende Wirkungsstätte „Bouze lès Beaune“ (Côte d’Or, Burgund/Frankreich) verschlug und er seither die Seelen und Gaumen der Sherry-Whisky-Liebhaber verzauberte.
Ein Drink mit Kraft und Fülle
Mit unersättlichem Pioniergeist ausgestattet, schuf er sich unter seinem Haus einen eigens in den Felsen gehauenen Keller und ließ seither schottisches Single-Malt-Whisky-Destillat in Sherry-Fässern spanischer Bodegas reifen, in denen nicht selten jahrzehntelang Sherry gelagert hatte. Der imposante, 150 Meter lange Kellertunnel bietet noch heute für den Reifeprozess ausreichend Feuchtigkeit und Stille zugleich. Die delikate Auswahl der Fässer und die Balance zwischen feuchtem und trockenem Klima verleihen den Couvreur-Whiskys ihre außergewöhnliche Kraft und Fülle.
So selten wie kaum ein anderer
Michel Couvreur, der 2013 starb, war zeitlebens davon überzeugt, dass herausragende Single Malt Scotch Whiskys aus First-Fill-Sherryfässern einen ganz besonderen Charakter verströmen und in Schottland, dem Land des Whiskys, immer seltener werden. Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren leider fortgesetzt; Whiskys aus dem Sherryfass werden immer seltener und somit auch teurer. Gründe dafür sind neben der gestiegenen Nachfrage auch die Tatsache, dass nicht mehr ausreichend viele Sherryfässer zur Verfügung stehen. Michel Couvreurs Nachfahren, die über gute Kontakte zu den Bodegas verfügen, konzentrieren sich daher auf wenige, dafür aber herausragende Fässer.
Likörcharakter für einen Klassiker
Die Old-School-Sherry-Whiskys, die bis zu 30 Jahre im Herzen des Felsens reifen, werden stets unter dem Namen Michel Couvreur vermarktet. Couvreur selbst war vom Charakter und Stil seiner Kompositionen so überzeugt, dass er bewusst seinen Namen und nicht den der Brennereien auf die Flaschen schrieb. Laut eigener Aussage macht der Reifeprozess seiner Abfüllungen bis zu 80 Prozent ihres Charakters aus, weshalb die Brennereien aus Schottland nicht benannt wurden. Vielmehr überwog der enorme Fasseinfluss, der den Whiskys fast schon Likörcharakter verlieh.
Neben preiswerteren Whiskys, die in Frankreich meist als Aperitif getrunken werden, sind es vor allem die High-End-Versionen (wie der „The ‘90s“ und der „Very Sherried“), die begeistern und meist nicht unter 300 Euro pro halbem Liter erhältlich sind. Diverse Sonderabfüllungen, die jährlich erscheinen, zeigen die unersättliche Suche der Couvreur-Familie nach neuen Fass-Typen und somit neuen Whisky-Variationen (wie Fässern von Vin Jaune und Palo Cortado), die die Whisky-Welt auch in Zukunft noch in Staunen versetzen sollen.
In Deutschland werden Michel-Couvreur-Whiskys exklusiv vom „Brühler Whiskyhaus“ nahe Köln und von „Whisky For Life“ in Frankfurt am Main vertrieben.
Ein Gastbeitrag von Thomas Hengelhaupt